Vom 22. bis 24. September 2025 findet die 60. Tagung der Sektion Sonderpädagogik der DGfE an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg statt. Diese wird von DIPLOMA-Dozent Prof. Carsten Rensinghoff durch einen eigenen Beitrag bereichert.
Thematisch dreht sich die Tagung um "Transitionen in Bildungsverläufen", insbesondere um
- Transitionen im Kleinkindalter und der frühen Kindheit: Beiträge, die sich mit der Transition in den Elementarbereich oder der Transition vom Elementarbereich in die Schule befassen.
- Transitionen im Schulalter: Beiträge, die sich mit der Transition vom Primarbereich in den Sekundarbereich I oder vom Sekundarbereich I in den Sekundarbereich II (z.B. Gymnasiale Oberstufe, Berufsschule). Möglich sind auch Beiträge zu Transitionen im Rahmen von sonderpädagogischen Feststellungsverfahren.
- Transitionen im jungen Erwachsenenalter: Beiträge, die sich mit der Transition von der Schule in den tertiären Bildungsbereich oder ins Arbeitsleben sowie im Wohnbereich befassen.
Der Beitrag von Prof. Dr. Carsten Rensinghoff zur Tagung wurde vom zuständigen Gremium angenommen. Der Text im Wortlaut:
"Auf einmal ist sie da! Wie aus dem Nichts wacht man aus der Bewusstlosigkeit auf einer Intensivstation auf. Alles ist anders. Die Bewegungen funktionieren nicht mehr so, wie das gefühlt noch einen Tag vorher der Fall war. Dieser eine Tag liegt aber dann doch schon vier Wochen zurück. Es ist die Karnevalsfete bei Andrea, mit der ich als Zwölfjähriger das siebte Schuljahr des Gymnasiums besuche. Morgen schreiben wir eine Mathearbeit. Wie auch schon im ersten Halbjahr befasst sich auch diese Mathearbeit mit der Geometrie. Geometrie kann ich nicht! Dieses Auswendiglernen von Fundamental- und Lehrsätzen, das Zeichnen geometrischer Figuren mit Geodreieck und Zirkel will mir, als umgeschulter Linkshänder, nicht gelingen (vgl. Wallon 1973, 154). Auf dem Halbjahreszeugnis hatte ich, zusätzlich zur mangelhaften Benotung in Englisch, schon ein Mangelhaft in Mathematik. Die Versetzung in die achte Klasse ist also gefährdet. Um mir das klarzumachen, brauche ich keinen blauen Brief. Und eine Nichtversetzung in die achte Klasse bedeutet dann auch ein Verlassen der Klasse, mit der ich diese tolle Karnevalsfete bei Andrea erlebt habe. Wie kann ich diesem Zustand entgehen? Eine Todessehnsucht überfällt mein Denken. Tod scheint der einzige Ausweg aus der Misere, aus den zahlreichen Traumatisierungen, aus den – wohl nie mehr wiederkehrenden - positiven Erfahrungen mit meiner Klasse. Die psychischen Traumatisierungen im Schulalltag führen zu einem Selbstmordversuch mit - später erkennbaren – untauglichen Mitteln (vgl Rensinghoff 2006). Der Selbstmordversuch scheitert und mündet zunächst in einen Bildungsverlauf unter ausschließenden Bedingungen und in der Isolation. Nach langwierigem gesellschaftlichem Ausschluss entwickelt sich final alles zum Guten (vgl. Rensinghoff (2010).
Von der hirntraumatisch bedingten gesellschaftlichen Ausschließung und sich daran anschließenden gesellschaftlichen Inklusion berichtet der Beitrag (vgl. Rensinghoff 2022)!"
Bibliografie:
Rensinghoff, Carsten (2006): Zu den psychotraumatischen Ursachen schwerer hirntraumatischer Ereignisse – eine (auto-)biographische Studie. In: Sonderpädagogik. 36. Jg., 16-25.
Rensinghoff, Carsten (2010): Wie man behindert wird - PersönlicheErfahrung nach einer Hirnverletzung im Kindesalter. In: Baumann, Menno/Schmitz, Carmen/Zierger, Andreas: RehaPädagogik - RehaMedizin – MENSCH. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH, 31-43.
Rensinghoff, Carsten (2022): Kolumne zum Heraufbeschwören der Inklusion. In: not, 31. Jg, Heft 6, 21.
Wallon, Henry (1973): Die psychische Entwicklung des Kindes. Berlin: s'Gravenhage: Rotdruck.
Für die Tagung kann sich noch bis zum 01. September 2025 angemeldet werden. Nähere Information sind auf folgender Seite zu finden: Sektion Sonderpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft